Roadtrip Tessin nach Italien im Vanlife – Wenn Pläne nur der Startschuss fürs Chaos sind
Es ist Januar und wir fahren über den Tessin in der Schweiz nach Italien. Ja, es ist ziemlich kalt und trotzdem mystisch. Nebel, Bergspitzen unter Schnee und Regen begleiten unseren Weg. Micha hat immer davon geschwärmt wie schön es ist, bei Schmuddelwetter in den Gotthard-Tunnel zu fahren und in mediteranen Klima anzukommen. Genau das wollte Tanja erleben. Abschied nehmen mit der Einfahrt in den Tunnel und im neuen Leben als Vanlifer ankommen. Aber wie so oft, es kam anders als geplant. Bei Sonne sind wir in den Gotthard gefahren – herausgekommen sind wir bei Schmuddelwetter und Schnee. So ist das mit den Plänen im Vanlife 😉
Der Tag beginnt mit einem Kaffee und einem kleinen Spaziergang … der dann irgendwie doch größer wird
Der Morgen bricht an, die Welt ist noch still – naja, bis auf Money, unseren persönlichen Wachhund und Pöbelmeister, der immer ein bisschen Stimmung reinbringt. Micha zaubert den ersten Kaffee des Tages, während Tanja nur mal kurz mit Money vor die Tür geht. Aber wie das bei kurzen Spaziergängen so ist: Kurz bleibt selten wirklich kurz. Eh wir uns versehen, stromern die beiden durch das kleine Dorf Lodrino. Die Steinplatten der Häuser glitzern im Morgenlicht, und die uralten Grotti – Weinkeller, die direkt in den Fels gehauen wurden – verleihen der Szenerie ein magisches Flair. Es ist diese Art von Morgen, wo die Luft schwer ist und man meint, den Regen schon zu riechen, noch bevor der erste Tropfen fällt.
Zurück am Van überredet Tanja Micha noch zu einem weiteren Spaziergang – denn klar, als echter „Roadtrip Tessin nach Italien im Vanlife“ wollen wir nicht nur am Fenster vorbeirollen. Stattdessen: Vor dem ersten Gang die Füße vertreten und die Umgebung aufsaugen.
Tessiner Idylle, Steinhäuser und das Echo von früher
Tessiner Dörfer haben ihren ganz eigenen Charme. Kein Dachziegel weit und breit, stattdessen liegt alles unter schweren Steinplatten, die direkt aus den Bergen geholt wurden. Da fragt man sich schnell: Haben die hier immer einen Geologen am Bau? Diese Häuser – sie stehen hier seit Jahrhunderten und scheinen die Geschichten derer zu tragen, die sie gebaut haben. Ein ehrfürchtiges Schweigen umfängt uns, nur unterbrochen von Moneys Gebelle, der einem Hund imponieren will, der vermutlich das vierfache seines Körpergewichts auf die Waage bringt. Da knistert es in der Luft – ein Bellen hier, ein Knurren dort. Uns ist klar: Irgendwann muss Money einen Dämpfer bekommen. Aber vielleicht nicht heute.
Ein Wasserfall, der sich sehen lassen kann (im wahrsten Sinne)
Dann, nur ein paar Schritte weiter, das Highlight des Morgens: Ein „kleiner Wasserfall“, der sich erst beim Näherkommen als beeindruckender Koloss zeigt. Eiskaltes Schmelzwasser prasselt herunter, sammelt sich in einem klaren Pool und wartet förmlich darauf, entdeckt zu werden. Micha kann natürlich nicht widerstehen, will hin und schauen, ob es vielleicht der perfekte Spot für ein Foto ist. Während er sich abmüht, den besten Blickwinkel zu erobern, schnappt Tanja sich die Kamera – ein seltenes Bild, wenn sie Micha’s Rolle übernimmt, während Money den Fluss verteidigt, als ob wir ihn gleich besetzen würden.
Roadtrip oder Wasserschlacht? Das Wetter meldet sich
Das Frühstück schmeckt gleich doppelt so gut, wenn die Umgebung so kraftvoll ist. Wir genießen jede Sekunde, auch wenn das Wetter uns mit Regen droht. Dann aber das nächste Highlight: Lago Maggiore, wir kommen! Für Tanja ist das etwas Besonderes – das erste Mal Italien auf der Landstraße statt nur beim Vorbeifliegen. Wir starten entspannt, die Straße im Tessin entlang, immer dem See entgegen. Als die Wolken aufziehen, prasselt der Regen nicht zu überhören aufs Dach. Die ersten Blicke auf den See bleiben uns aber vorerst verwehrt. Bellinzona und seine Burg winken im Regen, aber den ausführlichen Spaziergang schenken wir uns – schließlich sind wir hier für die Abenteuer, die der Tag noch bringen wird.
„Täler sind ja nett, aber wo bleiben die Berge?“ – Eine Frage, die Folgen hat
„Wir gondeln nur durch Täler, wann kommt endlich was mit Serpentinen?“ – das wirft Micha in die Runde und deutet auf die nächste Straße, die es ordentlich in sich hat. Den ersten Gang legen wir ein, El Gordo, unser Camper, brummt zufrieden und schleppt uns Meter für Meter die Steigung hoch. Die Straße wird steiler, das Wetter nebliger, und bald sind wir direkt in der Regenwolke. Na toll, klare Sicht war der Plan, aber klar, Pläne und Vanlife – das geht selten zusammen. Kaum 200 Meter in den Tunnel rein, und als wir wieder rauskommen, liegt vor uns die Staumauer, in einer Wolkenblase gefangen. Sieht aus wie im Film – Wasser von oben, Wolken von unten. El Gordo schnauft sich weiter den Berg hinauf, und Tanja lacht: „Im Süden sollte es doch warm sein, oder?“
Und dann die Grenze – Italien, wir sind da!
Am Nachmittag endlich das: Ein kleines Schild, und plötzlich sind wir drüben. So einfach ist das manchmal. Die Grenze wird kurz dokumentiert – ein Schild „Italia“ und ein freundliches Grinsen der Schweizer Grenzer im Rückspiegel. Italien, hallo! Wir sind kaum drei Kilometer im Land, da gibt’s schon den ersten „Willkommensgruß“ italienischer Art: Ein entgegenkommender SUV beschließt, unserem Spiegel einen Klaps zu geben. Jetzt könnte man ja meinen, das bringt Stress, aber: Alles gut, alles heile, Vanlife eben. Weiter geht’s, und was wäre ein Roadtrip Tessin nach Italien ohne solche Momente?
Pallanza – Parken, plaudern und Wasser auffüllen
Mit der Dämmerung erreichen wir Pallanza und steuern unseren Stellplatz an. Er ist gut versteckt, eigentlich nicht zu finden, wenn man nicht weiß, dass er da ist. Aber das macht ihn perfekt. Der Platzwart ist ein echtes Original: Mit Händen und Füßen erklärt er uns, wie alles läuft, wo wir den Hund laufen lassen können und wie man am besten parkt. Ein echter Capo – höflich und hilfsbereit, mit ganz eigenem Charme. Ein bisschen Italienisch können wir ja beide, aber die Hände reden hier eh mehr.
Italienischer Supermarkt-Schock: Mehr Gemüse als wir tragen können
Am nächsten Tag steht ein Besuch im Supermarkt an. Esselunga empfängt uns mit einem riesigen Gemüse- und Obstangebot – ganz ohne Plastik, dafür alles herrlich frisch und voll mit Sorten, die wir so noch nie gesehen haben. Vor allem drei verschiedene Artischockenarten – da kommen wir uns gleich wie kulinarische Anfänger vor. Auch die Pasta-Abteilung bleibt nicht verschont, und wir schieben gleich zwei Sorten Ravioli und Kürbisgnocchi in den Wagen. Hier in Italien gibt’s halt Energy auf natürliche Art: Espresso, wohin das Auge reicht. Money würde am liebsten die ganze Zeit nur schnüffeln, aber irgendwie passt das alles.
Die Überraschung des Tages: Wasser marsch! – Unser Alkoven hält nicht dicht
Am Abend, als wir schon gemütlich im Van sind, macht Micha eine Entdeckung, die wir so nicht geplant hatten: eine „leicht feuchte Stelle“ unterm Alkovenbett hat sich in einen regelrechten Pool verwandelt. Das Wasser steht auf dem Teppich, und die Handtücher laufen Amok beim Aufsaugen. Schnell ist klar, dass hier noch einiges auf uns zukommt. Der nächste Tag könnte eine Trockenaktion werden, aber hey – das ist Vanlife. Die Dinge passieren einfach, und du machst das Beste draus. Mit jedem kleinen Problem wächst auch die Erfahrung, und wir lachen – was bleibt uns auch anderes übrig?
Der Blick über den Lago Maggiore und das Versprechen des Morgens
Am nächsten Morgen klart es auf, und während wir uns die Beine vertreten, genießen wir den Blick über den Lago Maggiore. Italien hat uns mit all seinen Launen begrüßt: Regen, Sonne, Spiegelklopfer und unerwartete Hilfe – das volle Programm. Aber was soll’s, die Reise geht weiter, und mit jedem Kilometer wächst der Schatz an Erlebnissen, die wir in den kommenden Tagen noch sammeln werden.
So geht unser Roadtrip weiter…
Tipps für einen Roadtrip von Tessin nach Italien im Vanlife
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Früh aufstehen: Gerade in kleinen Dörfern wie Lodrino ist der Morgen die beste Zeit, um das besondere Flair einzufangen und in Ruhe durch die Gassen zu streifen.
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Wasserfälle erkunden: Die Natur hält hier einige Überraschungen parat – auch für Kletterbegeisterte, die wie Micha gerne mal eine felsige Herausforderung suchen.
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Gutes Equipment: Stell sicher, dass dein Alkoven dicht ist, bevor du losziehst, sonst hast du schnell mehr Wasser im Van als dir lieb ist!
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Italienische Supermärkte: Hier gibt es mehr frisches Gemüse, Pasta und vor allem Espresso, als du tragen kannst – und vielleicht auch ein neues Verständnis von Genuss.
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Grenzen auf Italienisch erleben: Ob freundliches Winken oder einen Spiegelklopfer – Italiener haben ihren ganz eigenen Charme.
Hast du ähnliche Erlebnisse gehabt?
Hast du auch schon mal die italienische Grenze auf so unerwartete Weise überquert? Oder hast du einen Supermarkt entdeckt, der dich staunen ließ? Erzähle uns davon in den Kommentaren! Und wenn du noch mehr solcher Geschichten hören willst, abonnier unseren Newsletter – das nächste Vanlife-Abenteuer wartet schon.