a body of water with trees and fog

Ein Leben auf Rädern – zwischen Dekadenz und Nachhaltigkeit

Wir fahren durch die Weltgeschichte – in einem alten Diesel, der nach heutigen Maßstäben eher als „Stinker“ durchgeht: 30 Jahre alt, ohne Katalysator, mit einem Verbrauch von 12 Litern. Und dabei fühlen wir uns der Natur so nah wie nie zuvor, wenn wir auf wilden Bergwiesen stehen und die Stille genießen. Aber passt nachhaltig und Autoreisen zusammen? Wir denken schon – auf unsere Weise.

Während wir unterwegs sind, sehen wir Straßenhunde, die uns seit Montenegro auf Schritt und Tritt folgen, grillen Schafsfleisch von Tieren, die der Metzger gerade noch auf der Wiese geschlachtet hat – ob das alles professionell abläuft, wissen wir nicht. Und ja, wir nutzen Handys, Computer und das Internet. Wir sind digital vernetzt, wie dekadent. Und doch reden wir über Nachhaltigkeit. Vielleicht nicht so programmatisch wie die Grünen oder der BUND, aber wir tun es. Warum? Weil Nachhaltigkeit mehr ist als nur das perfekte Öko-Verhalten.

Der alte Diesel: Nachhaltiger als gedacht?

Unser altes Wohnmobil hat keinen Katalysator und verbraucht mehr als moderne Autos – das stimmt. Aber wir haben ihn bewusst gewählt und fahren ihn weiter, solange es geht. Reparieren ihn, wenn nötig, manchmal mit improvisierten Ersatzteilen von einem Hinterhofmechaniker irgendwo in Ostanatolien. Und er fährt weiter. „Always sick, never dies“, sagt man über alte Landrover. Nachhaltigkeit bedeutet für uns auch, Dinge zu erhalten, statt sie wegzuwerfen und durch Neues zu ersetzen. Und in diesem Sinne ist unser altes Auto nachhaltig. Es hat keine zusätzliche Produktion ausgelöst, keine neuen Ressourcen verbraucht – wir nutzen, was da ist.

a table with plates of food in Vukel/Albanien
a white RV with solar panels open

Kein Kilometer im Flieger, kein Luxus-Overkill

In den letzten neun Monaten haben wir keinen Kilometer im Flieger verbracht. Unsere Strombilanz? Genau sechs Tage lang haben wir Strom verbraucht, der aus Kraftwerken kommt – der Rest kam von der Sonne. Wir haben keinen unnötigen Luxus, keine tausend Gegenstände, die in unserer Wohnung verstauben, weil wir keine Wohnung mehr haben. Unsere 10 m² im Van sind minimalistisch – und das, was wir nicht mehr brauchen, haben wir weitergegeben. Andere nutzen es jetzt weiter. Nachhaltigkeit durch Verzicht.

Unverpackt und regional: Von Luxus keine Spur

Georgien hat uns etwas gelehrt, das in westlichen Großstädten als „hipper Lifestyle“ gilt: Unverpacktläden. Nur dass es hier nicht hip ist, sondern eine Notwendigkeit. Es gibt keine Müllabfuhr, keine verpackten Produkte. Die Dorfläden kaufen im großen Sack ein, und wir nehmen nur das, was wir wirklich brauchen – eine Tasse Mehl, ein Stück Käse. Weniger Verpackungsmüll, kein überflüssiger Konsum. Der Weg zum Großmarkt ist oft monatelang nicht passierbar, und so wird nachhaltig gehandelt, weil es anders nicht geht.

Konsumieren, aber bewusst: Regional statt global

Natürlich konsumieren wir auch – ganz ohne geht es nicht. Aber wir konsumieren das, was wir vorfinden, nicht das, was extra für uns herangeschafft wird. Kein globaler „Mäckes“-Standard, der an jeder Ecke der Welt gleich ist. Stattdessen entdecken wir lokale Köstlichkeiten: Cevapi und Byreks in Albanien, regionalen Käse und Schinken in Montenegro, Puribrot und Tkemali-Soße in Georgien, Kokorec-Brot und Köfte in der Türkei – auch wenn wir ersteres für den einzigen Anfall von Montezumas Rache auf dieser Reise verantwortlich machen. Aber Alter, war das lecker! Den letzten Burger bislang haben wir Ende Februar in Rijeka gegessen. Hausgemacht, nicht vom “King”… 

Nachhaltigkeit auf unsere Art

Nachhaltigkeit bedeutet für uns, bewusste Entscheidungen zu treffen. Nein, wir sind nicht perfekt. Aber wir nutzen das, was wir haben, und versuchen, unseren ökologischen Fußabdruck zu minimieren, indem wir Altes erhalten, statt Neues zu kaufen, und indem wir uns bewusst dafür entscheiden, regional und minimalistisch zu leben. Für uns bedeutet das, nicht nur die Natur zu genießen, sondern auch Verantwortung zu übernehmen – auf unsere Art.

Spielt Nachhaltigkeit in deinem Lebensalltag eine Rolle? Wo achtest du darauf? Hinterlasse uns gerne einen Kommentar.

Lies mehr über unsere Reise und erfahre, wie du auch mit kleinen Schritten zu einem nachhaltigeren Lebensstil beitragen kannst!

a fire in a fireplace to cook peka in Primoštin