Digital Detox in der Wildnis: Ein Abend am Lagerfeuer in Stepanzminda – Und warum wir öfter die Kamera weglegen sollten

Die Dunkelheit legt sich wie eine warme Decke über unseren Stellplatz in der wilden Landschaft von Stepanzminda. Die letzten Sonnenstrahlen schieben sich noch schüchtern über die Bergspitzen, bevor sie sich endgültig verabschieden. Es ist still. Keine Benachrichtigungspings, keine ständigen Bildschirmglühen, keine „Eilmeldung“ über das Wetter auf den Färöern. Stattdessen das Knistern des Lagerfeuers und das leise Summen der Grillkohle, das von den Bergen widerhallt. Hier, wo der Alltag sich schon längst verflüchtigt hat, ist das einzige Licht, das uns umgibt, das Flackern der Flammen – und genau so wollen wir es.

Wir sitzen zu dritt um das Feuer – Micha, Gustl und ich. Micha hat seine Gitarre ausgepackt, und die sanften Klänge vermischen sich mit dem kühlen Abendwind. Ein Augenblick, den man festhalten möchte, klar. Aber Micha hat seine Kamera diesmal bewusst beiseitegelegt. „Heute nehme ich den Moment mal mit den Augen auf“, sagt er und lächelt, als würde er das Bild in sich einbrennen. So ein Digital Detox funktioniert eben auch für Fotografen, die sonst alles durch die Linse wahrnehmen.

Um uns herum: freilaufende Pferde, die so nah sind, dass wir beinahe ihre sanften Atemzüge spüren können. Eine seltene, fast magische Verbindung zur Natur, die man nicht auf Instagram, sondern nur im echten Leben finden kann. Gustl, unser Begleiter und erfahrener Vanlifer, teilt mit uns Geschichten von unterwegs – und von den großen Fragen des Lebens. Wir lachen, reden, schweigen. Alles, ohne ein einziges Foto davon zu machen. Und genau deshalb fühlt es sich an, als bliebe die Zeit stehen.

a body of water with trees and fog

Einfach mal nichts tun – Und warum das so schwer ist

Während das Grillgut über den Flammen langsam zur Perfektion brutzelt, wird uns klar, wie sehr wir uns an die Einfachheit gewöhnt haben. Ohne Apps, ohne Swipe, ohne Filter. Der Geschmack ist intensiv, fast so, als hätte die Natur selbst ihre Aromen hineingewoben. Es ist erstaunlich, wie erfüllend so ein schlichtes Essen sein kann, wenn man die richtigen Menschen um sich hat und die Einfachheit des Moments in vollen Zügen genießt.

Unser kleiner Hund Money hat sich in Gustls Schoß gekuschelt. Er ist ein wahrer Zen-Meister in Sachen Entspannung, sein Atem so ruhig wie die nächtliche Luft um uns. Manchmal sind es die Hunde, die uns Menschen die wichtigsten Lektionen über das Leben beibringen – zum Beispiel, dass man auch ohne ständige Beschäftigung einfach glücklich sein kann.

Digital Detox – Das Loslassen lernen

Genau solche Abende machen uns bewusst, warum wir uns für das Vanlife entschieden haben – und warum weniger oft mehr ist. In einer Welt, die ständig vernetzt ist, fühlt sich ein „Digital Detox“ fast wie ein Akt des Widerstands an. Aber in Wirklichkeit ist es eine Rückkehr zum Wesentlichen: echte Gespräche, gemeinsames Lachen und das wärmende Gefühl, das nur ein echtes Feuer spenden kann.

Wie Tanja, unsere Expertin für Reisepsychologie, immer sagt: „Manchmal musst du alles loslassen, um dich selbst zu finden.“ Hier draußen, weit weg von digitalem Lärm, begreifen wir, dass es nicht darum geht, ständig online zu sein. Es geht darum, präsent zu sein – wirklich hier, wirklich jetzt. Diese Momente der Achtsamkeit sind wie ein Tiefenatmen für die Seele.

Keine Fotos, keine Ablenkung – Ein bewusster Moment des Seins

Michas Entscheidung, die Kamera beiseite zu legen, unterstreicht den Kern dieses Abends: Bewusstsein. Keine Jagd nach dem perfekten Bild, keine ständige Suche nach dem nächsten Post, sondern einfach das Leben spüren. Sein Verzicht auf die Kamera macht diesen Abend nicht weniger wertvoll – im Gegenteil. Es wird ein Moment, der nicht durch das Objektiv gefiltert ist, sondern durch die eigenen Augen, die eigene Seele.

Er zeigt uns, dass es okay ist, Dinge nicht festzuhalten, sondern sie zu erleben. Und vielleicht ist es genau das, was wir alle manchmal mehr tun sollten: wegschauen vom Bildschirm, eintauchen in die Wirklichkeit. Wie oft hast du dir in letzter Zeit die Freiheit genommen, etwas nur für dich zu erleben, ohne das Bedürfnis, es zu teilen?

Ein paar Tipps für deinen eigenen Digital Detox

Lass uns ehrlich sein: Ein Wochenende in der Wildnis kann nicht jeder sofort einplanen. Aber ein Digital Detox ist auch im Alltag möglich. Hier ein paar einfache Tipps, um abzuschalten:

  1. Digital-Freie Zonen einrichten: Leg dir Zeiten oder Orte fest, an denen das Handy tabu ist – zum Beispiel am Esstisch oder abends im Bett.
  2. Bewusste Offline-Aktivitäten planen: Nutze die Zeit, um einen Spaziergang zu machen, ein Buch zu lesen oder einfach nur in die Natur zu schauen.
  3. Achtsamkeitsübungen: Nimm dir jeden Tag ein paar Minuten Zeit, um einfach nur zu atmen, zu fühlen und zu sein.

Der wahre Wert des Moments

Dieser Abend am Lagerfeuer hat uns mehr gelehrt, als es ein Instagram-Post je könnte. Er zeigt, dass die wahren Schätze des Lebens in den Momenten liegen, die wir bewusst erleben – und manchmal eben auch nicht festhalten. Vielleicht ist es an der Zeit, den Stecker öfter zu ziehen und den Moment mit den eigenen Sinnen zu erfassen, statt durch den Bildschirm zu schauen.

Hast du schon mal bewusst auf dein Handy verzichtet? Teile deine Erfahrungen mit uns in den Kommentaren – wir sind gespannt, wie du die Balance zwischen digitalem Lärm und realem Leben findest.